Der chinesische Pavillon am Teich / The Chinese Pavilion at the Pond / 池塘中國館 – 第2集 – (第1部分,共3部分) / Episode 2 – (Part 1 of 3)
Nach meinem 1. Besuch wurde ich die Neugier nicht los, erfahren zu wollen, was mit dem chinesischen Hochzeitspaar an ihrem Hochzeitstag, der leider auch ein Unfall-Tag gewesen war – weiter passierte.
Sie mussten doch nach diesem Schreck, – der vielleicht sogar ein Schock war – , die Hochzeitsfeier spontan irgendwo anders improvisieren und trotz allem feiern und tanzen und lachen und küssen.
Drei oder vier Tage lang kaufte ich alle erreichbaren Tageszeitungen der Stadt, in der kleinen Hoffnung irgendwo einen Bericht darüber zu finden.
Ausser den üblichen drei– oder vierzeiligen Unfall-Nachrichten gab es aber nichts. Vielleicht war der, den ich suchte, tatsächlich erwähnt – aber ohne Beschreibung der Bekleidung war das nicht zu erkennen. In derartigen Polizeireports wurde das ja sowieso grundsätzlich nicht genannt.
Meine Hoffnung hatte wahrscheinlich mit alten Filmen zu tun, wo sich Zeitungsreporter mit Polizisten am späten Abend in einer Bar treffen und Whisky trinken.
Wenn sowas in Berlin z.B. auch mal geschehen wäre .. und der Polizist zufällig einer, der bei diesem Unfall anwesend gewesen war, hätte er ziemlich sicher irgendwann das Detail der chinesischen Braut erzählt, die im zerrissenen und schmutzigen weißen Hochzeitskleid weinend auf der Straße neben ihrem eingebeulten Hochzeitsauto steht.
Bei diesem Bild spätestens wäre der Reporter sicher sehr aufmerksam geworden – egal wieviel er schon getrunken hatte. Er hätte erkannt, daß ihm hier perfektes Zeitungsfutter präsentiert wurde. Er hätte schon angefangen, Schlagzeilen dafür zu entwerfen – wie zum Beispiel: “Die weinende chinesische Braut im Straßenbild”.
Und ihm wird klar, daß er es mit einem sorgfältig recherchierten Artikel endlich mal wieder auf die exklusiven zwei oder sogar drei vollen Seiten der Wochenend-Ausgabe schaffen könnte – und er fragt seinen Polizistenfreund nach der Adresse dieser Chinesen, – denn als erstes muß er sie gründlich interviewen.
Und wenn er das tut, erfährt er sicher auch von der ursprünglich geplanten Fahrt zum See-Pavillon und welche religiösen oder kulturellen Motive dazu geführt hatten, daß sie nach dem Unfall ihre Richtung ändern mussten. Und all das würde später in seinem Artikel stehen. Die ganze Stadt würde an dieser kleinen Stelle Einblick in chinesische Weltanschauung und ihre Glaubensgrundsätze erhalten.
Ich wartete tatsächlich noch bis zum Wochenende, und schaute die Beilagen aller Tageszeitungen durch. Aber natürlich war da nichts.
Mir war schon klar, daß ich dieser Hoffnung nur nachgegeben hatte, weil sie sich so glorreich gegen jede Wirklichkeitswahrscheinlichkeit stellte.
Mich beschäftigte aber ausserdem noch viel stärker, in welcher Beziehung ich selber zu dem Ganzen stand. Immerhin hatte ich es gerade diesem Unfall zu verdanken, daß ich über die kleine Brücke in diesen Pavillon gehen konnte – wo ich als einziger Gast an genau dem Ort stand, an dem in diesem Augenblick die chinesische Hochzeitsfeier stattgefunden hätte!
Irgendein Zusammenhang musste darin verborgen sein.
Ich hatte da etwas berührt, was mein Leben in eine andere Richtung lenken wollte – ganz ähnlich wie das des chinesischen Hochzeitspaars.
Bei ihnen war es ein Unfall gewesen, aber sie waren körperlich unversehrt geblieben und hatten ihn als Zeichen gelesen, daß. -wenn sie ihren Weg weiter fortsetzten -, sie in dieser Richtung noch größerem Unglück begegnen würden.
Beziehungsweise war es denkbar, das Schicksal fand es notwendiger und dringlicher, daß ich freien Eintritt in diesen Pavillon erhielt, als dass ein chinesisches Hochzeitspaar dort feierte.
Ich mußte zurück zu diesem Pavillon. Die Stelle finden, wo weitere Zeichen mich erwarteten und hoffen, daß ich sie lesen konnte.
_____Der zweite Besuch im See-Pavillon_____
Zwei Tage später durchquerte ich zum zweitenmal den Park. Ich war mit dem Bus gekommen.
Diesmal regnete es schon seit Stunden vor meinem Eintreffen.
An der Eingangskasse zum Park stand niemand. Ich bezahlte und ging rein. Der Regen machte seine Wassertropfengeräusche, wo er auf Bäume, Gras, Steine, und die Bespannung meines Regenschirms traf.
Die Wasserfläche des Teichs in Bewegung und Erregung als stünde sie unter großer Spannung und Hitze und müsste dringend etwas mitteilen.
Die Tür des Pavillons geschlossen. Nirgendwo eine Bewegung ein Licht eine Öffnung ..
Die großen weißen Sonnenschirme auf der Terrasse zugeklappt und verschnürt wie gegen tropische Stürme.
Konstant rauschender Regen.
Ein Anblick und Gefühl von Wintersaison. Wintersaison in Patagonien.
In Wirklichkeit hatten wir aber April. Einige warme Tage lagen schon hinter uns und wir dachten daran, daß doch jeden Moment der Frühling beginnen müsse.
Der Pavillon war ein merkwürdiges Gebäude. Beziehungsweise einfach ein für meine Augen fremdes. Die Vorderfront sowie die beiden Seitenwände bestanden eigentlich eben genau nicht aus “Wänden”, sondern aus filigran geschnitzten Holz-Ornamenten, die voller Glaseinsätze waren und so jedes Wand-Sein verweigerten. (siehe Foto oben!)
Ich schaute durch einen dieser Glaseinsätze an der Tür in den Gastraum.
Die Einrichtung, – Tische und Stühle -, die ich bei meinem ersten Besuch garnicht wahrgenommen hatte, – bestand ebenso wie der ganze Pavillon selber und die kleine Brücke davor aus dunkelrotem Holz .. die Farbe vielleicht natürlichen Ursprungs, vielleicht aufgemalt.
Es gab 6 oder 7 kleinere viereckige Tische mit 4 hochrückigen Stühlen auf allen Seiten, aber an der Seitenwand einen sehr langen Tisch aus einem Stück mit 8 Stühlen auf beiden Seiten sowie jeweils einem oben und unten.
An diesem Tisch hauptsächlich – das Brautpaar in der Mitte an der Längsseite – hätte sicher die chinesische Hochzeitsgesellschaft gesessen, wenn sie jemals hier angekommen wäre.
Alle Tischflächen waren direkt auf dem Holz mit genau passenden dicken Glasplatten belegt.
Man muss das erwähnen, weil sich auf diesen Glasplatten all diese Holz-Ornamente und durch ihre Glaseinsätze hindurch die ganze Umgebung vor den Fenstern auf diesen Tischen spiegelte und die empfangenen Lichtmengen in den Raum hereinholten .. sie an die Decke warfen und überhaupt so sehr überallhin verteilten, dass der Raum gar keine Grenzen mehr besaß und die Wörter “Innen” und “Aussen” und “Oben” und “Unten” nicht mehr auszusprechen waren.
Ich sah aber eben, daß da drinnen kein lebendes Wesen war und voraussichtlich heute mindestens auch nicht erscheinen würde und hätte in der nächsten Sekunde sicher mich umgedreht und wäre wieder gegangen .. wenn nicht gerade in diesem Augenblick eine Frau mit einer blauweißen Vase in beiden Händen quer durch den Raum gegangen wäre.
Es war ohne jeden Zweifel diesselbe, mit der ich bei meinem ersten Besuch einen unpersönlichen und in Wahrheit sehr mißglückten und unglücklichen eigentlich – von meiner Seite aus – Wortwechsel hatte.
Fortsetzung folgt.
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The Chinese Pavilion at the pond – Episode 2 – ( Part 1 of 3)
After my first visit, I did not get rid of the curiosity to find out what had happened to the Chinese wedding couple on their wedding day, which unfortunately had been an accident day.
After this shock, which was perhaps even a shock, they had to spontaneously improvise the wedding celebration somewhere else and celebrate and dance and laugh and kiss in spite of everything.
Four days or so, I bought all the newspapers of the city to find a report about it somewhere.
Apart from the usual 3- or 4-line accident police reports there was nothing. Perhaps the one I was looking for was actually mentioned – but without description of the wedding dress of the clothing it was not recognizable. In such police portraits the clothing of the participants was not mentioned in principle.
My hope was probably related to old films, where newspaper reporters meet with policemen late in the evening in a bar and drink whiskey.
If something like this could happen in Berlin for example, .. and the policeman happened to be one who had been present in the accident, he would almost certainly have told the detail of the Chinese bride, who is in the partly torn and dirty white wedding dress, crying in the street next to her dented wedding car.
In this picture at the latest the reporter certainly would have been very attentive – no matter how much he had already drunk. He would have realized that he was presented with perfect newspapers food. He would have already begun designing headlines – for example, „A Chinese Bride in White and Tears on the Street”.
And he realizes that he can make it with a carefully researched article on the exclusive two-page of the weekend edition – and he asks his policeman friend about the address of these Chinese, because first he has to interview them thoroughly.
And if he does, he will surely also learn of the originally planned trip to the Lake Pavilion and what religious or cultural motives had led them to change their direction after the accident. And all this would later be in his article. The whole city would get an insight into Chinese beliefs and views in this matters.
I actually waited until the weekend, and looked through the supplements of all the dailies. But of course there was nothing.
It was clear to me that I had yielded to this hope, because it was so gloriously opposed to every possibility of reality.
But I was much more concerned onto the relation between myself and the whole case. After all only for the accident I could go over the small bridge into this pavilion, where I was the only guest at the very place where the Chinese wedding celebration had to had just taken place!
There must have been some connection with me in it.
I had touched something that would lead my life in a different direction – quite similar to that of the Chinese wedding parade.
With an accident, – but physically undisturbed and had read it as a sign that. -when they continued on their way – they reached even greater misfortune in this direction.
Or it might have been possible, or rather, – a lucky fate -., that I was given free admission to this pavilion, when a Chinese wedding parade was celebrating there instead .. therefor they had to miss the place.
I had to go back to this pavilion. Where more signs awaits me and hopefully I could read them.
The second visit to the See Pavilion
Two days later I crossed the park for the second time. I came by bus.
There was nobody at the entrance to the park. I paid and went in. The rain made his water dripping, where he met trees, grass, stones, and the cover of my umbrella.
The water surface of the pond in agitation and excitement as if it were under great tension and heat and would urgently communicate something.
The door of the pavilion closed. Nowhere a movement a light an opening ..
The large white umbrellas on the terrace hinged and tied like against tropical storms.
Constant rushing rain.
A sight and feeling of winter season. Winter season in Patagonia.
In reality, we had April. A few warm days were already behind us, and we thought that spring would have to start at any moment.
The pavilion was a strange building. Or just strange to my eyes. The front and the two side walls were not exactly „walls,“ but carved filigree wooden ornaments, full of glass inserts, which denied -so to say- being a ‘WALL’ .
I looked through one of these glass inserts at the door into the dining room.
The furnishings, tables and chairs, which I had not noticed on my first visit, were the same as the entire pavilion itself, and the small bridge in front of it – made of dark red wood, perhaps of a natural origin, perhaps painted.
There were 6 or 7 smaller square tables with 4 high back chairs on all sides, but on the side wall a very long table in one piece with 8 chairs on both sides as well as one at the top and at the bottom.
At this table – the bridal couple in the middle on the long side – the Chinese wedding company would surely have sat – if they’d ever arrived.
All the table surfaces had precisely fitting thick glass plates on them.
I must mention this because all these wooden ornaments and their glass inserts were reflected on these tables, and also brought the light received from the outside into the room. They threw it on the ceiling and everywhere — distributed that the space had no borders at all and that the words „inside“ and „outside“ and „up“ and „down“ were no longer to be pronouncable.
But I could see that there was no living creature inside, and probably would not appear at least today, and I would surely have turned away in the next second, and would have be gone .. if not at that moment a woman with a blue and white vase in both hands walked across the room.
It was undoubtedly the same one with which, -on my first visit-, I had an impersonal and, -in fact-, very unfortunate and unhappy exchange of words -, actually, from my point of view,
Sequel follows.
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池塘中國館 – 第2集 – (第1部分,共3部分)
在我第一次訪問之後,我沒有擺脫好奇心,在婚禮當天發現這對中國新婚夫婦發生了什麼,不幸的是這是一個意外的日子。
在這種震驚之後,甚至可能是一種衝擊,他們不得不自發地在其他地方即興舉行婚禮慶典,並且儘管一切都在慶祝,跳舞,笑和親吻。
大約四天左右,我買了這個城市的所有報紙,在某個地方找到了關於它的報導。
除了通常的三線或四線事故,警方報告說什麼也沒有。也許實際上提到了我正在尋找的那個 – 但沒有描述服裝的婚紗,這是不可識別的。在這種警察肖像中,參與者的衣服原則上沒有提到。
我的希望可能與舊電影有關,報紙記者在深夜在酒吧與警察見面並喝威士忌。
如果這樣的事情可能發生在柏林,例如……而且警察碰巧是一個出現在事故中的人,他幾乎肯定會告訴中國新娘的細節,他是處於部分撕裂和骯髒的白色婚紗,在她凹陷的婚車旁邊的街上哭泣。
最近在這張照片中,記者當然會非常細心 – 無論他喝多少酒。他會意識到他會得到完美的報紙食品。他本來已經開始設計頭條新聞 – 例如,“白人中國新娘和街頭流淚”。
並且他意識到他可以在周末版的獨家兩頁上仔細研究一篇文章 – 並且他向他的警察朋友詢問這些中國人的地址,因為首先他必須徹底採訪他們。
如果他這樣做,他肯定也會了解最初計劃的湖亭之旅,以及在事故發生後他們改變方向的宗教或文化動機。所有這些都將在他的文章中出現。整個城市將在這個問題上洞察中國人的信仰和觀點。
我實際上等到週末,並查看所有日報的補充。但當然沒有什麼。
我很清楚,我已經屈服於這種希望,因為它是如此光榮地反對現實的每一種可能性。
但我更關注自己和整個案件之間的關係。畢竟只是因為這次事故,我可以過小橋進入這個展館,在那裡我是中國婚禮慶典剛剛舉辦的地方唯一的客人!
我必須與我有某種聯繫。
我曾經觸動了一些能夠引領我生活方向的東西 – 與中國婚禮遊行非常相似。
發生事故,但身體上沒有受到干擾,並將其視為一個標誌。 – 當他們繼續前行時 – 他們在這個方向上遇到了更大的不幸。
或者說,或許更幸運的是 – 幸運的命運 – 當我在中國的婚禮遊行慶祝那裡時,我可以免費進入這個展館。因此他們不得不錯過這個地方。
我不得不回到這個展館。哪裡有更多的標誌等著我,希望我能讀到它們。
第二次參觀See Pavilion
兩天后,我第二次越過公園。我乘公共汽車來。
公園入口處沒有人。我付錢進去了。雨水滴水,在那裡他遇到了樹木,草地,石頭和我的雨傘蓋。
池塘的水面在激動和興奮中,好像它處於極大的張力和熱量下,並且會緊急地傳達某種東西。
展館的門關閉了。無處可動,輕盈開口……
露台上的大型白色遮陽傘像熱帶風暴一樣鉸接和捆綁。
不斷下雨。
冬季的景象和感覺。在巴塔哥尼亞的冬季。
實際上,我們有四月。幾天溫暖的日子已經過去了,我們認為春天必須隨時開始。
展館是一座奇怪的建築。或者只是對我的眼睛很奇怪。前面和兩個側壁並不完全是“牆壁”,而是雕刻的花絲木製飾品,充滿了玻璃插入物,否則 – 這就是說 – 是“牆”。
我從門口的玻璃插件中看到了一個餐廳。
我第一次訪問時沒有註意到的家具,桌子和椅子與整個展館本身一樣,前面的小橋 – 由深紅色的木頭製成,可能是天然的,也許是油漆。
有6個或7個較小的方桌,四邊各有4個高背椅,但在側牆上有一個非常長的桌子,兩邊各有8把椅子,頂部和底部有一把。
在這張桌子上 – 長邊中間的新婚夫婦 – 中國婚禮公司肯定會坐下來 – 如果他們到了。
一切
Der chinesische Pavillon am Teich / The Chinese Pavilion at the pond / 池塘中國館 / Episode 1.
Es war ein Frühlingstag der über den ganzen Himmel hinweg schon dringliche Zeichen des kommenden Gewitters gab. Irgendwo schien noch die Sonne, aber man merkte, dass sie unterwegs woandershin war.
Ich wunderte mich trotzdem, dass auf der Terrasse des Pavillons kein einziger Gast saß, denn im Park hielten sich noch viele Leute auf.
Eine Ente ruderte unter leisem Plätschern zu ihrem Nest aus Zweigen mitten auf dem Teich.
Zum Pavillon selber führte eine kurze Brücke aus rotem Holz.
Ich hatte vergessen woher ich kam, wie ich hieß und dass ich jemals geboren war.
Die Tür zum Gastraum war geschlossen. Niemand schien Gäste zu erwarten oder zu wünschen.
Die Ente paddelt weiter zu ihrem Nest und zog symmetrische, sich zeitlupenartig ausbreitende Wasserwellen hinter sich her,
Plötzlich redete mich von hinten eine weibliche Stimme mit sehr deutlich asiatischem Akzent an:
„Guten Tag. Was möchten Sie bestellen?“.
Als ich mich umdrehte sah ich mich einer chinesischen Frau gegenüber. Sie hatte schon zuende gesprochen und ihrem Gesicht war nicht anzusehen, ob es sich jemals bewegt hatte. Darin lag ein Widerspruch, der mich eine Weile paralysierte.
Ich hatte noch keinen Blick in irgendeine Speisekarte geworfen.
Sie bemerkte das und zeigte auf eine große Plastikkarte, die auf dem Tisch neben mir lag.
Ich hob sie auf und überflog die aufgedruckten Texte.
Was ich da las sagte mir nichts. Eine Menge chinesischer Tee-Sorten mit blumigen Beschreibungen waren da aufgelistet. Ich war nie ein Teetrinker gewesen. Trotzdem wollte ich an einem Ort wie diesem nochmal einen Versuch machen und legte den Zeigefinger einfach spontan auf irgendeine Zeile dieser Speisekarte. Egal was es war. Ich wollte mich überraschen lassen.
Mitsamt meinem Zeigefinger drehte ich die Karte um und hielt sie der Chinesin hin.
Sie schaute sich das an, schüttelte den Kopf, streckte die Hand aus, verschob meinen Zeigefinger um ein paar Zeilen nach unten, schaute wieder auf und nickte. Ich tat es ihr nach.
Ohne weiteren Kommentar nahm sie mir die Karte aus der Hand, legte sie auf den Tisch zurück und verschwand wieder in ihre vorherige Unsichtbarkeit.
Ich setzte mich und bemerkte, daß die Ente inzwischen an ihrem Nest angekommen war und scheinbar mühsam hineinkletterte; – was mich auf die Frage brachte, wieso Enten sogar für sich selber schwer erklimmbare Nester im Wasser bauen.
Die erste Antwort wäre natürlich: um es Angreifern schwer zu machen, die Brut zu erwischen. Wer aber sollten diese Angreifer sein ? .. Wasserschlangen vielleicht? ..
Gegen hungrige Feinde, die von oben kamen, – sagen wir mal: Raubvögel wie Falken – war diese Konstruktion doch völlig sinnlos. Aber natürlich hatte ich nicht die geringste Ahnung davon, wie sich Enten die Welt in Feinde und Freunde aufteilen mussten und wie sie ihre Nester am sinnvollsten konstruierten. Zweifellos wußten sie viel mehr darüber als ich.
Nachher erschien die chinesische Serviererin mit einem Tablett, auf dem eine kleine Teekanne aus dunklem Metall und ein mit blauen Motiven bemaltes Porzellantäßchen ohne Henkel standen.
Während sie diese auf den Tisch vor mich hinstellte, sagte ich, ich wundere mich, weshalb ich der einzige Gast hier im Pavillon sei. Überall im Park gingen doch noch Menschen herum.
Sei es denn hier oft so leer?
Worauf sie antwortete, der Pavillon sei eigentlich den ganzen Nachmittag für eine Hochzeitsgesellschaft reserviert gewesen, die ganz kurzfristig abgesagt habe.
Knapp vor meiner Ankunft habe sie die Absperrung vor der Brücke mit dem „Geschlossene Gesellschaft“-Schild entfernt.
Worauf ich fragte, ob sie wisse, wieso diese Hochzeitsgesellschaft denn so plötzlich nicht kommen konnte.
Sie antwortete, das Auto des Brautpaars hätte unterwegs einen Unfall gehabt.
Ich fragte, ob ihnen etwas passiert sei.
Sie sagte: Nur das Auto sei beschädigt worden.
Und ich fragte daraufhin: ‚Wieso sie denn nicht einfach in ein anderes umgestiegen wären? Diese Hochzeitsgesellschaft werde ja nicht nur aus einem einzigen Auto bestanden haben! Oder sie hätten doch genausogut ein Taxi nehmen können und alle wären in guter Laune mit ein wenig Verspätung hier im Pavillon angekommen”..
Ihre Antwort war: Wenn ein frischverheiratetes chinesisches Hochzeitspaar nach der Hochzeit einen Unfall habe, setze es die Reise niemals in die ursprüngliche Richtung hin fort. Vielmehr sähen sie darin ein Zeichen, auf gar keinen Fall an diesen Ort zu gehen.
Der Unfall werde als Zeichen angesehen, noch größeres Unglück an jenem Ort und in der gerade geschlossenen Ehe zu vermeiden.
So hätten sie davon erfahren ohne noch großen Schaden davonzutragen und die dringende Nachricht, von diesem Ort Abstand zu nehmen.
Wieder ohne großes Nachdenken fragte ich sie daraufhin, ob dieses Brautpaar denn seine Fahrt auch abgebrochen hätte, wenn der Unfall schon auf dem Weg zur Hochzeit stattgefunden hätte und sie dann garnicht vollzogen worden wäre?
Damit hatte ich aber anscheinend irgendeine Empfindlichkeit berührt und auch gleich ins Zudringliche überschritten .. denn sie schaute mich nur an – zögerte .. zögerte immer noch ..
Und aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen beschloss sie, keine weiteren Worte an mich zu verschwenden .. drehte sich um und verschwand im Pavillon.
Vielleicht hielt sie mich für jemand, der sich einfach kurz mal über chinesischen Aberglauben lustig machen wollte .. oder sie war war von der Frage so überrascht, daß ihr die Geistesgegenwart fehlte, eine sinnvolle Antwort darauf zu geben – .. oder hatte andere Gründe, die ganz einfach außerhalb meiner Vorstellungskraft lagen ..
Ich trank einen Schluck von dem Tee, den sie mir gebracht hatte. Er schmeckte mir nicht.
Am andern Ufer des Teichs sah ich einen Mann, der die Frau in seiner Begleitung gegen das Ufer hin fotografierte.
Ganz im Hintergrund dieses Fotos würde der See-Pavillon zu sehen sein und ganz klein ich selber als einziger Gast auf der Terrasse, .. ganz und gar unscharf .. ausserhalb jeder Erkennbarkeit.
Dabei fiel mir ein, dass ich vermutlich schon ziemlich oft irgendwo im Hintergrund von Sehenswürdigkeiten und Straßenszenen meiner Stadt von Touristen-Kameras aufgenommen und auf ihren Speicherkarten in alle Kontinente der Erde transportiert worden war.
Die ersten Tropfen des beginnenden Regens fielen auf den See. Die Ente saß in ihrem Nest und rührte sich nicht. Das Paar vom andern Ufer war nicht mehr da.
Ich legte einen Geldschein unter die kleine Tasse und ging weg.
Der Park war menschenleer. Der Regen wurde bei jedem meiner Schritte stärker.
Am Ausgang musste ich mich unter ein Vordach stellen, da Blitz und Donner ihre überlebensgroße chaotische Oper aufführten und ringsum immense Wassermassen herunterprasselten.
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The Chinese Pavilion at the pond. Episode 1.
It was a spring day, which had already given urgent signs of the coming storm over the whole sky. The sun was still shining somehow, but it was obvious that she was on her way elsewhere.
I was still amazed that there was not a single guest sitting on the terrace of the pavilion, because there where still many people in the park
A duck rowed to her nest of twigs in the midst of the pond, gently rippling the water around her.
A short bridge of red wood led to the pavilion itself.
I had forgotten where I came from, what my name was and that I ever was born.
The door to the restaurant was closed. No one seemed to expect or even wish to have guests. The duck continues to paddle to her nest and drew symmetrical waves on her sides
Suddenly from behind a feminine voice with a very distinct asian accent said:
„Good afternoon, what would you like to order?“.
When I turned around, I was facing a chinese woman. She had already finished speaking then and i could not see if she’d ever moved her mouth. This was a contradiction that paralyzed me for a while.
I had not looked at any menu.
She noticed this and pointed to a large plastic card that lay on the table next to me. I picked it up and scanned the printed texts.
What I was reading said nothing to me. A lot of chinese tea varieties with flowery descriptions were listed. I had never been a tea drinker. Nevertheless, I wanted to try again in a place like this and pointed a finger simply spontaneously on any line of this menu. No matter what it was. I wanted to be surprised.
Together with my pointing finger, I turned the card around and held it to the chinese woman.
She looked at it, shook her head, stretched out her hand, moved my indexing finger down a few lines, looked up again, and nodded. I did too.
Without further comment, she took the card from my hand, put it back on the table and disappeared into her previous invisibility.
I sat down and noticed that the duck had arrived at her nest, and seemed to enter with some difficulty; – which brought me to the question, why ducks build nests even for themselves difficult to enter.
The first answer would of course be: to make it difficult for attackers to catch the brood. But who should be these attackers be? .. Perchance, perhaps? ..
Against hungry enemies coming from above – let’s say: birds of prey like hawks – this construction was completely pointless.
But, of course, I had not the slightest idea of ??how ducks had to divide the world into enemies and friends, and how they constructed their nests most sensibly. No doubt they knew much more about it than I did.
Afterwards, the Chinese waitress appeared with a tray on which stood a small teapot of dark metal and a porcelain saucepan without handles painted with blue motifs .
While she put them on the table in front of me, I said I was wondering why I am the only guest here when everywhere in the park people still walked around. Is it often so empty?
To which she replied that the pavilion was actually reserved all afternoon for a wedding company which had canceled very briefly.
Just before I arrived, she had removed the barrier in front of the bridge with the „Closed Society“ sign.
Whereupon I asked if she knew why this wedding party could not come so suddenly.
She replied that the car of the couple had an accident on the way.
I asked if something had happened to them.
She said: Only the car was damaged.
And I asked, ‚Why did they not simply move into another car or a taxi? All could have arrived in good mood with a little delay here in the pavilion „.
Her answer was that if a newly married Chinese wedding couple has an accident after the wedding, the journey never continues to the original direction. On the contrary in no way they go to the intended place.
The accident was seen as a sign to avoid even greater misfortune in that place and in the just closed marriage life.
They would have learned about it without causing much damage, and the urgent news was, not go to this place.
Again, without much thought, I asked her whether this bridal couple would have broken off their journey if the accident had already taken place on the way to the wedding church and they had then not been marrying?
So I had, however, apparently touched some sensitivity and also overstepped immediately into the intrusive .. because she just looked at me – hesitated .. still hesitated ..
And for reasons that I could not understand, she decided not to waste any more words on me… turned around and disappeared again into the pavilion.
Perhaps she thought of me as someone who just wanted to make fun of Chinese customs, or she was so surprised by the question that she lacked the spirit of being able to give a meaningful answer – or had other reasons .. which were simply beyond my imagination.
I drank a sip of the tea she had brought me. I did not like it.
On the other side of the pond I saw a man who photographed the woman in his companion against the shore.
In the background of this photo the lake pavilion would be seen and very small I myself as the only guest on the terrace, .. completely blurred .. outside of any recognizability.
It occurred to me that I had probably already often b recorded in the background of sights and streets scenes of my city by tourist cameras and was transported on their memory cards to all continents of the earth.
The first drops of the starting rain fell on the pond. The duck sat in her nest and did not move. The couple from the other bank was no longer there.
I put a bill under the small cup and walked away.
The park was empty. The rain got stronger at every step.
At the exit I had to put myself under a canopy, as lightning and thunder carried out their survival-sized chaotic opera and bounced around immense water masses.
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池塘中國館。第1集。
這是一個春日,已經給出了整個天空即將到來的風暴的緊急跡象。太陽仍然以某種方式閃耀,但很明顯,她正在其他地方的路上。
我仍然感到驚訝的是,沒有一位客人坐在展館的露台上,因為公園裡還有很多人
一隻鴨子在池塘中劃到她的樹枝上,輕輕地在她周圍的水中蕩漾。
一座紅色短木橋通向了展館。
我忘記了我來自哪裡,我的名字是什麼,我曾經出生過。
餐廳的大門關閉了。似乎沒有人期望甚至希望有客人。鴨子繼續划槳到她的巢穴,並在她的兩側畫出對稱的波浪
突然從後面帶著一種非常鮮明的亞洲口音的女性聲音說:
“下午好,您想點什麼?”
當我轉身時,我正面對一個中國女人。那時她已經說完了,我看不出她是不是已經動了她的嘴。這是一個讓我癱瘓一段時間的矛盾。
我沒看過任何菜單。
她注意到了這一點,並指著一張放在我旁邊桌子上的大塑料卡片。我拿起它並掃描了印刷文本。
我讀的東西對我說什麼都沒說。列出了許多具有華麗描述的中國茶葉品種。我從來不是一個喝茶的人。不過,我想在這樣的地方再試一次,並在這個菜單的任何一行上自發地指了指。不管它是什麼。我想感到驚訝。
我和我的指尖一起轉動卡片並將它握在中國女人身上。
她看著它,搖了搖頭,伸出手,將我的指針向下移動了幾行,再次向上看,然後點了點頭。我也是。
在沒有進一步評論的情況下,她從我手中取出卡片,把它放回桌子上,然後消失在她之前的隱形狀中。
我坐下來注意到鴨子已經到了她的巢穴,似乎進入了一些困難; – 這讓我想到了這個問題,為什麼鴨子甚至為自己難以進入築巢。
第一個答案當然是:讓攻擊者難以抓住這個巢穴。但誰應該是這些攻擊者呢? ..也許是偶然的? ..
對抗來自上方的飢餓敵人 – 讓我們說:像鷹一樣的猛禽 – 這種結構完全沒有意義。
但是,當然,我對鴨子如何將世界分成敵人和朋友,以及他們如何最明智地構建巢穴一點也沒有想法。毫無疑問,他們比我更了解它。
之後,中國女服務員出現了一個托盤,上面放著一個黑色金屬的小茶壺和一個沒有塗有藍色圖案的手柄的瓷鍋。
當她把它放在我面前的桌子上時,我說我想知道為什麼我是這裡唯一的客人,在公園裡到處都有人走來走去。它經常是空的嗎?
她回答說,這個展館實際上是整個下午為一家婚禮公司保留的。
就在我到達之前,她已經用“封閉社會”標誌拆除了橋前的屏障。
於是我問她是否知道為什麼這個婚禮派對不能這麼突然來。
她回答說這對夫婦的車在途中發生了意外。
我問他們是否發生了什麼事。
她說:只有汽車被損壞了。
我問道,’為什麼他們不是簡單地搬進另一輛車或出租車?所有人都可以在展館裡稍微延遲一下“#。
她的回答是,如果一對新婚的中國新婚夫婦在婚禮後發生意外,那麼這段旅程就永遠不會繼續朝原來的方向發展。相反,他們絕不會去目的地。
這次事故被視為避免在那個地方和剛剛結束的婚姻生活中遭受更大不幸的跡象。
他們會在不造成太大傷害的情況下了解它,而緊急的消息是,不要去這個地方。
再一次,沒有多想,我問她這對新婚夫婦是否會在去往婚禮教堂途中發生事故並且他們當時沒有結婚的情況下中斷了他們的旅程?
然而,我顯然已經觸及了一些敏感性,並且也立即超越了侵入性……因為她只是看著我 – 猶豫了……仍然猶豫不決..
由於我無法理解的原因,她決定不再浪費我的話……轉過身來,再次消失在亭子裡。
也許她認為我是一個只想取笑中國習俗的人,或者她對於缺乏能夠給出有意義的答案的精神 – 或者有其他原因……這個問題感到非常驚訝。想像力。
我喝了一口她給我帶來的茶。我不喜歡它。
在池塘的另一邊,我看到一個男人在他的同伴aga中拍攝了這個女人
To talk to her
To talk to her
“Ein Mann, der – kaum hatte er sein Taxi verlassen – Kopf und Arm verlor aus mysteriösen amourösen Gründen“. – engl.: „A man , – who barely had left his cab -, lost his head and arm for mysterious amorous reasons.“
“Ein Mann, der – kaum hatte er sein Taxi verlassen – Kopf und Arm verlor aus mysteriösen amourösen Gründen“.
– engl.: „A man , – who barely had left his cab -, lost his head and arm for mysterious amorous reasons.“