Der chinesische Pavillon am Teich / The Chinese Pavilion at the Pond / 池塘中國館 – 第2集 – (第1部分,共3部分) / Episode 2 – (Part 1 of 3)

Der chinesische Pavillon

Nach meinem 1. Besuch wurde ich die Neugier nicht los, erfahren zu wollen, was mit dem chinesischen Hochzeitspaar an ihrem Hochzeitstag, der leider auch ein Unfall-Tag gewesen war – weiter passierte.
Sie mussten doch nach diesem Schreck, – der vielleicht sogar ein Schock war – , die Hochzeitsfeier spontan irgendwo anders improvisieren und trotz allem feiern und tanzen und lachen und küssen.

Drei oder vier Tage lang kaufte ich alle erreichbaren Tageszeitungen der Stadt, in der kleinen Hoffnung irgendwo einen Bericht darüber zu finden.
Ausser den üblichen drei– oder vierzeiligen Unfall-Nachrichten gab es aber nichts. Vielleicht war der, den ich suchte, tatsächlich erwähnt – aber ohne Beschreibung der Bekleidung war das nicht zu erkennen. In derartigen Polizeireports wurde das ja sowieso grundsätzlich nicht genannt.

Meine Hoffnung hatte wahrscheinlich mit alten Filmen zu tun, wo sich Zeitungsreporter mit Polizisten am späten Abend in einer Bar treffen und Whisky trinken.
Wenn sowas in Berlin z.B. auch mal geschehen wäre .. und der Polizist zufällig einer, der bei diesem Unfall anwesend gewesen war, hätte er ziemlich sicher irgendwann das Detail der chinesischen Braut erzählt, die im zerrissenen und schmutzigen weißen Hochzeitskleid weinend auf der Straße neben ihrem eingebeulten Hochzeitsauto steht.

Bei diesem Bild spätestens wäre der Reporter sicher sehr aufmerksam geworden – egal wieviel er schon getrunken hatte. Er hätte erkannt, daß ihm hier perfektes Zeitungsfutter präsentiert wurde. Er hätte schon angefangen, Schlagzeilen dafür zu entwerfen – wie zum Beispiel: “Die weinende chinesische Braut im Straßenbild”.

Und ihm wird klar, daß er es mit einem sorgfältig recherchierten Artikel endlich mal wieder auf die exklusiven zwei oder sogar drei vollen Seiten der Wochenend-Ausgabe schaffen könnte – und er fragt seinen Polizistenfreund nach der Adresse dieser Chinesen, – denn als erstes muß er sie gründlich interviewen.
Und wenn er das tut, erfährt er sicher auch von der ursprünglich geplanten Fahrt zum See-Pavillon und welche religiösen oder kulturellen Motive dazu geführt hatten, daß sie nach dem Unfall ihre Richtung ändern mussten. Und all das würde später in seinem Artikel stehen. Die ganze Stadt würde an dieser kleinen Stelle Einblick in chinesische Weltanschauung und ihre Glaubensgrundsätze erhalten.

Ich wartete tatsächlich noch bis zum Wochenende, und schaute die Beilagen aller Tageszeitungen durch. Aber natürlich war da nichts.
Mir war schon klar, daß ich dieser Hoffnung nur nachgegeben hatte, weil sie sich so glorreich gegen jede Wirklichkeitswahrscheinlichkeit stellte.

Mich beschäftigte aber ausserdem noch viel stärker, in welcher Beziehung ich selber zu dem Ganzen stand. Immerhin hatte ich es gerade diesem Unfall zu verdanken, daß ich über die kleine Brücke in diesen Pavillon gehen konnte – wo ich als einziger Gast an genau dem Ort stand, an dem in diesem Augenblick die chinesische Hochzeitsfeier stattgefunden hätte!
Irgendein Zusammenhang musste darin verborgen sein.

Ich hatte da etwas berührt, was mein Leben in eine andere Richtung lenken wollte – ganz ähnlich wie das des chinesischen Hochzeitspaars.
Bei ihnen war es ein Unfall gewesen, aber sie waren körperlich unversehrt geblieben und hatten ihn als Zeichen gelesen, daß. -wenn sie ihren Weg weiter fortsetzten -, sie in dieser Richtung noch größerem Unglück begegnen würden.
Beziehungsweise war es denkbar, das Schicksal fand es notwendiger und dringlicher, daß ich freien Eintritt in diesen Pavillon erhielt, als dass ein chinesisches Hochzeitspaar dort feierte.

Ich mußte zurück zu diesem Pavillon. Die Stelle finden, wo weitere Zeichen mich erwarteten und hoffen, daß ich sie lesen konnte.

_____Der zweite Besuch im See-Pavillon_____

Zwei Tage später durchquerte ich zum zweitenmal den Park. Ich war mit dem Bus gekommen.
Diesmal regnete es schon seit Stunden vor meinem Eintreffen.

An der Eingangskasse zum Park stand niemand. Ich bezahlte und ging rein. Der Regen machte seine Wassertropfengeräusche, wo er auf Bäume, Gras, Steine, und die Bespannung meines Regenschirms traf.

Die Wasserfläche des Teichs in Bewegung und Erregung als stünde sie unter großer Spannung und Hitze und müsste dringend etwas mitteilen.

Die Tür des Pavillons geschlossen. Nirgendwo eine Bewegung ein Licht eine Öffnung ..
Die großen weißen Sonnenschirme auf der Terrasse zugeklappt und verschnürt wie gegen tropische Stürme.
Konstant rauschender Regen.
Ein Anblick und Gefühl von Wintersaison. Wintersaison in Patagonien.

In Wirklichkeit hatten wir aber April. Einige warme Tage lagen schon hinter uns und wir dachten daran, daß doch jeden Moment der Frühling beginnen müsse.

Der Pavillon war ein merkwürdiges Gebäude. Beziehungsweise einfach ein für meine Augen fremdes. Die Vorderfront sowie die beiden Seitenwände bestanden eigentlich eben genau nicht aus “Wänden”, sondern aus filigran geschnitzten Holz-Ornamenten, die voller Glaseinsätze waren und so jedes Wand-Sein verweigerten. (siehe Foto oben!)
Ich schaute durch einen dieser Glaseinsätze an der Tür in den Gastraum.
Die Einrichtung, – Tische und Stühle -, die ich bei meinem ersten Besuch garnicht wahrgenommen hatte, – bestand ebenso wie der ganze Pavillon selber und die kleine Brücke davor aus dunkelrotem Holz .. die Farbe vielleicht natürlichen Ursprungs, vielleicht aufgemalt.

Es gab 6 oder 7 kleinere viereckige Tische mit 4 hochrückigen Stühlen auf allen Seiten, aber an der Seitenwand einen sehr langen Tisch aus einem Stück mit 8 Stühlen auf beiden Seiten sowie jeweils einem oben und unten.
An diesem Tisch hauptsächlich – das Brautpaar in der Mitte an der Längsseite – hätte sicher die chinesische Hochzeitsgesellschaft gesessen, wenn sie jemals hier angekommen wäre.

Alle Tischflächen waren direkt auf dem Holz mit genau passenden dicken Glasplatten belegt.
Man muss das erwähnen, weil sich auf diesen Glasplatten all diese Holz-Ornamente und durch ihre Glaseinsätze hindurch die ganze Umgebung vor den Fenstern auf diesen Tischen spiegelte und die empfangenen Lichtmengen in den Raum hereinholten .. sie an die Decke warfen und überhaupt so sehr überallhin verteilten, dass der Raum gar keine Grenzen mehr besaß und die Wörter “Innen” und “Aussen” und “Oben” und “Unten” nicht mehr auszusprechen waren.

Ich sah aber eben, daß da drinnen kein lebendes Wesen war und voraussichtlich heute mindestens auch nicht erscheinen würde und hätte in der nächsten Sekunde sicher mich umgedreht und wäre wieder gegangen .. wenn nicht gerade in diesem Augenblick eine Frau mit einer blauweißen Vase in beiden Händen quer durch den Raum gegangen wäre.

Es war ohne jeden Zweifel diesselbe, mit der ich bei meinem ersten Besuch einen unpersönlichen und in Wahrheit sehr mißglückten und unglücklichen eigentlich – von meiner Seite aus – Wortwechsel hatte.

Fortsetzung folgt.

_________english 99% rbtx__________

The Chinese Pavilion at the pond – Episode 2 – ( Part 1 of 3)

After my first visit, I did not get rid of the curiosity to find out what had happened to the Chinese wedding couple on their wedding day, which unfortunately had been an accident day.
After this shock, which was perhaps even a shock, they had to spontaneously improvise the wedding celebration somewhere else and celebrate and dance and laugh and kiss in spite of everything.

Four days or so, I bought all the newspapers of the city to find a report about it somewhere.
Apart from the usual 3- or 4-line accident police reports there was nothing. Perhaps the one I was looking for was actually mentioned – but without description of the wedding dress of the clothing it was not recognizable. In such police portraits the clothing of the participants was not mentioned in principle.

My hope was probably related to old films, where newspaper reporters meet with policemen late in the evening in a bar and drink whiskey.
If something like this could happen in Berlin for example, .. and the policeman happened to be one who had been present in the accident, he would almost certainly have told the detail of the Chinese bride, who is in the partly torn and dirty white wedding dress, crying in the street next to her dented wedding car.

In this picture at the latest the reporter certainly would have been very attentive – no matter how much he had already drunk. He would have realized that he was presented with perfect newspapers food. He would have already begun designing headlines – for example, „A Chinese Bride in White and Tears on the Street”.

And he realizes that he can make it with a carefully researched article on the exclusive two-page of the weekend edition – and he asks his policeman friend about the address of these Chinese, because first he has to interview them thoroughly.
And if he does, he will surely also learn of the originally planned trip to the Lake Pavilion and what religious or cultural motives had led them to change their direction after the accident. And all this would later be in his article. The whole city would get an insight into Chinese beliefs and views in this matters.

I actually waited until the weekend, and looked through the supplements of all the dailies. But of course there was nothing.
It was clear to me that I had yielded to this hope, because it was so gloriously opposed to every possibility of reality.

But I was much more concerned onto the relation between myself and the whole case. After all only for the accident I could go over the small bridge into this pavilion, where I was the only guest at the very place where the Chinese wedding celebration had to had just taken place!
There must have been some connection with me in it.

I had touched something that would lead my life in a different direction – quite similar to that of the Chinese wedding parade.
With an accident, – but physically undisturbed and had read it as a sign that. -when they continued on their way – they reached even greater misfortune in this direction.
Or it might have been possible, or rather, – a lucky fate -., that I was given free admission to this pavilion, when a Chinese wedding parade was celebrating there instead .. therefor they had to miss the place.

I had to go back to this pavilion. Where more signs awaits me and hopefully I could read them.

The second visit to the See Pavilion

Two days later I crossed the park for the second time. I came by bus.

There was nobody at the entrance to the park. I paid and went in. The rain made his water dripping, where he met trees, grass, stones, and the cover of my umbrella.

The water surface of the pond in agitation and excitement as if it were under great tension and heat and would urgently communicate something.

The door of the pavilion closed. Nowhere a movement a light an opening ..
The large white umbrellas on the terrace hinged and tied like against tropical storms.
Constant rushing rain.
A sight and feeling of winter season. Winter season in Patagonia.

In reality, we had April. A few warm days were already behind us, and we thought that spring would have to start at any moment.

The pavilion was a strange building. Or just strange to my eyes. The front and the two side walls were not exactly „walls,“ but carved filigree wooden ornaments, full of glass inserts, which denied -so to say- being a ‘WALL’ .
I looked through one of these glass inserts at the door into the dining room.
The furnishings, tables and chairs, which I had not noticed on my first visit, were the same as the entire pavilion itself, and the small bridge in front of it – made of dark red wood, perhaps of a natural origin, perhaps painted.

There were 6 or 7 smaller square tables with 4 high back chairs on all sides, but on the side wall a very long table in one piece with 8 chairs on both sides as well as one at the top and at the bottom.
At this table – the bridal couple in the middle on the long side – the Chinese wedding company would surely have sat – if they’d ever arrived.

All the table surfaces had precisely fitting thick glass plates on them.
I must mention this because all these wooden ornaments and their glass inserts were reflected on these tables, and also brought the light received from the outside into the room. They threw it on the ceiling and everywhere — distributed that the space had no borders at all and that the words „inside“ and „outside“ and „up“ and „down“ were no longer to be pronouncable.

But I could see that there was no living creature inside, and probably would not appear at least today, and I would surely have turned away in the next second, and would have be gone .. if not at that moment a woman with a blue and white vase in both hands walked across the room.

It was undoubtedly the same one with which, -on my first visit-, I had an impersonal and, -in fact-, very unfortunate and unhappy exchange of words -, actually, from my point of view,

Sequel follows.

_____chinese 100% rbtx________

池塘中國館 – 第2集 – (第1部分,共3部分)

在我第一次訪問之後,我沒有擺脫好奇心,在婚禮當天發現這對中國新婚夫婦發生了什麼,不幸的是這是一個意外的日子。
在這種震驚之後,甚至可能是一種衝擊,他們不得不自發地在其他地方即興舉行婚禮慶典,並且儘管一切都在慶祝,跳舞,笑和親吻。

大約四天左右,我買了這個城市的所有報紙,在某個地方找到了關於它的報導。
除了通常的三線或四線事故,警方報告說什麼也沒有。也許實際上提到了我正在尋找的那個 – 但沒有描述服裝的婚紗,這是不可識別的。在這種警察肖像中,參與者的衣服原則上沒有提到。

我的希望可能與舊電影有關,報紙記者在深夜在酒吧與警察見面並喝威士忌。
如果這樣的事情可能發生在柏林,例如……而且警察碰巧是一個出現在事故中的人,他幾乎肯定會告訴中國新娘的細節,他是處於部分撕裂和骯髒的白色婚紗,在她凹陷的婚車旁邊的街上哭泣。

最近在這張照片中,記者當然會非常細心 – 無論他喝多少酒。他會意識到他會得到完美的報紙食品。他本來已經開始設計頭條新聞 – 例如,“白人中國新娘和街頭流淚”。

並且他意識到他可以在周末版的獨家兩頁上仔細研究一篇文章 – 並且他向他的警察朋友詢問這些中國人的地址,因為首先他必須徹底採訪他們。
如果他這樣做,他肯定也會了解最初計劃的湖亭之旅,以及在事故發生後他們改變方向的宗教或文化動機。所有這些都將在他的文章中出現。整個城市將在這個問題上洞察中國人的信仰和觀點。

我實際上等到週末,並查看所有日報的補充。但當然沒有什麼。
我很清楚,我已經屈服於這種希望,因為它是如此光榮地反對現實的每一種可能性。

但我更關注自己和整個案件之間的關係。畢竟只是因為這次事故,我可以過小橋進入這個展館,在那裡我是中國婚禮慶典剛剛舉辦的地方唯一的客人!
我必須與我有某種聯繫。

我曾經觸動了一些能夠引領我生活方向的東西 – 與中國婚禮遊行非常相似。
發生事故,但身體上沒有受到干擾,並將其視為一個標誌。 – 當他們繼續前行時 – 他們在這個方向上遇到了更大的不幸。
或者說,或許更幸運的是 – 幸運的命運 – 當我在中國的婚禮遊行慶祝那裡時,我可以免費進入這個展館。因此他們不得不錯過這個地方。

我不得不回到這個展館。哪裡有更多的標誌等著我,希望我能讀到它們。

第二次參觀See Pavilion

兩天后,我第二次越過公園。我乘公共汽車來。

公園入口處沒有人。我付錢進去了。雨水滴水,在那裡他遇到了樹木,草地,石頭和我的雨傘蓋。

池塘的水面在激動和興奮中,好像它處於極大的張力和熱量下,並且會緊急地傳達某種東西。

展館的門關閉了。無處可動,輕盈開口……
露台上的大型白色遮陽傘像熱帶風暴一樣鉸接和捆綁。
不斷下雨。
冬季的景象和感覺。在巴塔哥尼亞的冬季。

實際上,我們有四月。幾天溫暖的日子已經過去了,我們認為春天必須隨時開始。

展館是一座奇怪的建築。或者只是對我的眼睛很奇怪。前面和兩個側壁並不完全是“牆壁”,而是雕刻的花絲木製飾品,充滿了玻璃插入物,否則 – 這就是說 – 是“牆”。
我從門口的玻璃插件中看到了一個餐廳。
我第一次訪問時沒有註意到的家具,桌子和椅子與整個展館本身一樣,前面的小橋 – 由深紅色的木頭製成,可能是天然的,也許是油漆。

有6個或7個較小的方桌,四邊各有4個高背椅,但在側牆上有一個非常長的桌子,兩邊各有8把椅子,頂部和底部有一把。
在這張桌子上 – 長邊中間的新婚夫婦 – 中國婚禮公司肯定會坐下來 – 如果他們到了。

一切